Die Maßnahme verbietet bundesweit Werbung für tierische Produkte (Fleisch, Fisch, Milch, Käse etc.). Ziel ist es, den Konsum tierischer Produkte zu verringern und so die Emissionen aus der Tierhaltung zu reduzieren. Gleichzeitig fördert eine stärker pflanzenbasierte Ernährung die Gesundheit der Bevölkerung.
Werbung beeinflusst Kaufentscheidungen und festigt bestehende Routinen. Ein Werbeverbot kann helfen, die Nachfrage nach Produkten zu senken. Das zeigen z. B. Länder mit umfassenden Tabak-Werbeverboten: dort geht der Tabakkonsum um ca. 7 % zurück 1 2 3. Ähnliche Effekte sind für Werbeverbote für ungesunde Lebensmittel nachgewiesen 4 5.
Ein Werbeverbot ist eine deutlich niederschwelligerer Eingriff als z. B. eine Steuer auf tierische Produkte oder verpflichtende vegetarische Tage in öffentlichen Einrichtungen. Es verteuert Produkte nicht und schränkt niemanden in der persönlichen Kaufentscheidung ein. Es setzt lediglich den starken Einfluss der Werbung auf den Konsum außer Kraft.
Die Maßnahme ist zudem gesellschaftlich und politisch anschlussfähig. Mehrere Kommunen in den Niederlanden haben sie bereits eingeführt6.
Beachtliche Summen werden für die Werbung tierischer Produkte in die Hand genommen. Greenpeace schätzt die Werbeausgaben für konventionelle Fleischproduktion im Jahr 2016 in Deutschland auf etwa 61,9 Millionen Euro.
Werbung beeinflusst Konsumverhalten, indem sie Produkte gezielt attraktiver macht und positive Verknüpfungen zu deren Qualität und Beliebtheit schafft. Ihr Einfluss auf Entscheidungen ist stärker als der gesellschaftliche Druck, nachhaltiger zu konsumieren.
Quelle: Nudging low-carbon consumption through advertising and social norms (2023)
Im Jahr 2023 verzehrten Deutsche rund 200 kg tierische Produkte pro Kopf - ein Rückgang von 13 % im Vergleich zu 231 kg im Jahr 1995. Das zeigt, dass sich Ernährungsgewohnheiten ändern können. Besonders deutlich ist der Rückgang bei Schweinefleisch (-20 kg auf 35 kg) und Rindfleisch (-5 kg auf 12 kg), während der Konsum von Käse (+4 kg auf 24 kg) und Geflügel (+6 kg auf 19 kg) leicht gestiegen ist. Weitere Werte: Frischmilcherzeugnisse 83 kg (-7 kg), Eier 15 kg (+1 kg), Fisch 13 kg (-1 kg) und Butter 5,5 kg (-1,5 kg).
Quelle: Pro-Kopf-Konsum ausgewählter tierischer Produkte in Deutschland bis 2023 (2025)
Rechtliche Grundlage
Um eine Werbeverbot für tierische Produkte rechtlich zu verankern, müssten bestehende Gesetze angepasst werden. Eine zentrale Grundlage wäre das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG), das die Werbemaßnahmen von Unternehmen regelt. In § 3 UWG werden allgemeine Bestimmungen zu unlauteren geschäftlichen Handlungen definiert. Eine mögliche Anpassung könnte darin bestehen, Werbung für Produkte aus der Tierhaltung als unlauter einzustufen – entweder aufgrund irreführender Umwelt- oder Gesundheitsversprechen oder aus ethischen Gründen wie dem Tierschutz. Da das UWG ein Bundesgesetz ist, könnte eine entsprechende Änderung nur auf Bundesebene erfolgen.
Ein weiterer möglicher Ansatz wäre das Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB), das den Verbraucherschutz im Lebensmittelbereich regelt. Ein Werbeverbot für tierische Produkte könnte in diesen rechtlichen Rahmen aufgenommen werden, wenn es mit gesundheitlichen Risiken oder Verbraucheraufklärung begründet wird. Auch das LFGB ist ein nationales Gesetz und kann nur durch den Bund geändert werden.
Im Bereich der audiovisuellen Werbung wäre eine Anpassung des Medienstaatsvertrags (MStV) erforderlich, der die Zulässigkeit und Ausgestaltung von Werbung im Rundfunkbereich regelt. Änderungen am MStV können jedoch nur auf Länderebene beschlossen werden. Bereits 2020 wurde im Rahmen einer Modernisierung des Vertrags das Verbot der Tabakwerbung weiter verschärft, was zeigt, dass Einschränkungen in diesem Bereich grundsätzlich möglich sind.
Ausführliche Maßnahmenbeschreibung
Das bundesweite Werbeverbot für tierische Produkte zielt darauf ab, den Kauf tierischer Produkte zu reduzieren. Das Konsumverhalten der Menschen in Deutschland soll so langfristig und niederschwellig beeinflusst werden. Idealerweise trägt das Verbot so zur Reduzierung der Nutztierbestände in Deutschland bei.
Das Verbot soll jegliche Werbeformate verbieten: Medien (TV, Radio, Print, Online, Social Media, Imagewerbung), physische Werbung in Supermärkten, Kinos etc. aber auch indirekte Werbung wie Aktionsrabatte10.
Dass ein Werbeverbot handhabbar und geeignet ist, zeigt das Werbeverbot für Tabak. Die Datenlage hierzu zeigt, dass ein umfassendes Tabakwerbeverbot, einen Konsumrückgang von mindestens 7 % bewirkt, unabhängig von weiteren Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakkonsums 1 2 3 10.
Ein Rechtsgutachten stuft das generelle Werbeverbot zudem als verfassungsrechtlich machbar und im juristischen Sinne erforderlich ein. Das heißt, in Bezug auf den Fleischkonsum „ist kein Mittel ersichtlich, das gleich effektiv und zugleich weniger belastend wäre“, um die Reduktion des Konsums zu erreichen. Stärker eingreifende Alternativen wäre beispielsweise die Einführung von Kappungsgrenzen für die Produktion tierischer Produkte oder eine Steuer auf tierische Produkte 7.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) prüfte 2020 unter der damaligen Ministerin Julia Klöckner (CDU) ein Preiswerbeverbot für Fleisch 11. Dieses hätte Supermärkten untersagt, Fleischprodukte über den günstigsten Preis zu bewerben. Obwohl das Vorhaben nicht weiterverfolgt wurde, zeigt die Prüfung, dass Einschränkungen der Fleischwerbung politisch denkbar sind.
Während diese Initiative in die richtige Richtung ging, zeigen die Erkenntnisse des Tabakwerbeverbots jedoch, dass nur ein umfassendes Werbeverbot effektiv ist 1. Teilweise Verbote sind hingegen mit immensem und nicht vertretbarem Aufwand verbunden, wie das Rechtsgutachten von Greenpeace warnt 7. Ein vollständiges Werbeverbot für tierische Produkte wäre daher die konsequentere und wirkungsvollere Maßnahme.
Potentiale
Ein hoher Konsum tierischer Produkte kann nachweislich zu gesundheitlichen Beschwerden führen, bis hin zu schweren Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmten Krebsarten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt daher, nicht mehr als 300 Gramm Fleisch pro Woche zu verzehren. Derzeit liegt der durchschnittliche Fleischkonsum in Deutschland jedoch bei etwa 51,5 kg pro Jahr 9 was rund 990 Gramm pro Woche entspricht und somit mehr als dem Dreifachen der empfohlenen Menge.
Intensive Nutztierhaltung belastet Biodiversität, Böden und Gewässerqualität erheblich. Besonders problematisch ist die hohe Nährstoffbelastung durch Gülle und andere Emissionen, die zu Überdüngung und Wasserverunreinigung führen 13. Um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, fordert Greenpeace eine Halbierung der Tierbestände in Deutschland bis 2045 14. Ein Werbeverbot für tierische Produkte könnte diesen Wandel unterstützen, indem es langfristig den Konsum und damit die Nachfrage reduziert. Weniger Tierhaltung würde nicht nur immense Emissionen einsparen, sondern auch die regionalen Ökosysteme entlasten und die Flächennutzung nachhaltiger gestalten.
Da das Werbeverbot nur tierische Produkte betrifft, könnten vegane Ersatzprodukte weiterhin beworben werden. Dies könnte dazu führen, dass mehr Menschen diese Produkte ausprobieren und langfristig in ihren Alltag integrieren. Langfristig könnte das Werbeverbot somit zu einer dauerhaften Konsumveränderung beitragen.
Quelle: GermanZero
Risiken
Tierhaltung ist für viele Landwirt:innen eine zentrale Einnahmequelle. Ein Rückgang des Konsums tierischer Produkte könnte ihre Situation weiter verschärfen, wenn keine Unterstützungsmaßnahmen erfolgen. Eine gezielte Förderung des Umstiegs auf pflanzliche Proteinquellen wie Hülsenfrüchte, Soja oder Pilze könnte wirtschaftliche Alternativen schaffen und die Transformation sozialverträglich gestalten.
Quelle: GermanZero
In Deutschland wurden Werbemaßnahmen für Tabakerzeugnisse schrittweise eingeschränkt. Mit der Umsetzung einer EU-Richtlinie im Jahr 2003 wurde Tabakwerbung im Kino vor 18 Uhr untersagt. 2007 wurde Tabakwerbung im Fernsehen und Radio verboten. Seit 2022 ist Außenwerbung für Tabakprodukte verboten, und seit 2024 auch Werbung für E-Zigaretten und Nachfüllbehälter. Das Deutsche Krebsforschungszentrum schätzt, dass das Tabakwerbeverbot, in Kombination mit weiteren Kontrollmaßnahmen bis 2050 eine Million Krebsfälle vermeiden kann.
Quellen
Die Städte Utrecht und Bloemendaal haben seit 2024 ein Werbeverbot im öffentlichen Raum für tierische Produkte umgesetzt. Werbemotive für Wurst, Käse, Joghurt, und Milch wurden auf den von den Städten verwalteten Werbeflächen abgeschafft. Somit soll der negative Einfluss der Fleisch- und Milchindustrie auf den Klimawandel begrenzt werden.
Ab Oktober 2025 tritt in Großbritannien ein Werbeverbot für Lebensmittel mit hohem Fett-, Salz- und Zuckergehalt in Kraft. Werbung für diese Produkte ist im Fernsehen vor 21 Uhr und in bezahlten Online-Anzeigen verboten. Ziel ist es, die hohe Kinderfettleibigkeit zu reduzieren und das nationale Gesundheitssystem (NHS) zu entlasten. Laut NHS ist fast jedes zehnte Kind im Vorschulalter fettleibig. Die Regierung erwartet, dass die Maßnahme jährlich 20.000 Fälle von Fettleibigkeit verhindert und das Ernährungsverhalten von Kindern nachhaltig verbessert.
Quellen
Blecher, E.
Journal of Health Economics
,
27
(4), 930–942.
Zitat S. 11: "This paper has attempted to estimate crosscountry demand models to quantify the impact of limited and comprehensive advertising bans on consumption controlling for changing prices and incomes. The static models show that comprehensive bans have a significant negative impact on consumption in that the imposition of a comprehensive ban results in a 6.7% decline in per capita consumption. It also indicates that limited bans have no significant impact on consumption. "
U.S. National Cancer Institute and World Health Organization. National Cancer Institute Tobacco Control Monograph 21. NIH Publication No. 16-CA-8029A. Chapter 7.
Saffer, H., & Chaloupka, F.
Journal of Health Economics
,
19
(6), 1117–1137.
Thomas, C., Breeze, P., Cummins, S., Cornelsen, L., Yau, A., & Brennan, A..
International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity
,
19
(1), 93.
NL Times
. (o. J.). Abgerufen 9. März 2025
im Auftrag von Greenpeace e.V., erstellt von Rechtsanwalt Dr. Ulrich Wollenteit, Rechtsanwälte Günther - Partnerschaft, Hamburg.
Höhe der Werbeausgaben: S. 28
Erforderlichkeit der Maßnahme: S. 33 f.
Aufwand teilweiser Werbeverbote: S. 32
Castro-Santa, Drews, Van den Bergh. S. 9
Drucksache 19/27885. Antwort der Bundesregierung.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Abgerufen 9. März 2025.
Eigene Überlegungen.
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (
DEGAM)
. Abgerufen 9. März 2025.
GOV.UK. Department of Health and Social Care, NHS England and The Rt Hon Wes Streeting MP. Abgerufen 9. März 2025
Zuständige Bundesminister:innen
Bundestagsabgeordnete aus den zuständigen Ausschüssen
In Deutschland wurden Werbemaßnahmen für Tabakerzeugnisse schrittweise eingeschränkt. Mit der Umsetzung einer EU-Richtlinie im Jahr 2003 wurde Tabakwerbung im Kino vor 18 Uhr untersagt. 2007 wurde Tabakwerbung im Fernsehen und Radio verboten. Seit 2022 ist Außenwerbung für Tabakprodukte verboten, und seit 2024 auch Werbung für E-Zigaretten und Nachfüllbehälter. Das Deutsche Krebsforschungszentrum schätzt, dass das Tabakwerbeverbot, in Kombination mit weiteren Kontrollmaßnahmen bis 2050 eine Million Krebsfälle vermeiden kann.
Quellen
Die Städte Utrecht und Bloemendaal haben seit 2024 ein Werbeverbot im öffentlichen Raum für tierische Produkte umgesetzt. Werbemotive für Wurst, Käse, Joghurt, und Milch wurden auf den von den Städten verwalteten Werbeflächen abgeschafft. Somit soll der negative Einfluss der Fleisch- und Milchindustrie auf den Klimawandel begrenzt werden.
Ab Oktober 2025 tritt in Großbritannien ein Werbeverbot für Lebensmittel mit hohem Fett-, Salz- und Zuckergehalt in Kraft. Werbung für diese Produkte ist im Fernsehen vor 21 Uhr und in bezahlten Online-Anzeigen verboten. Ziel ist es, die hohe Kinderfettleibigkeit zu reduzieren und das nationale Gesundheitssystem (NHS) zu entlasten. Laut NHS ist fast jedes zehnte Kind im Vorschulalter fettleibig. Die Regierung erwartet, dass die Maßnahme jährlich 20.000 Fälle von Fettleibigkeit verhindert und das Ernährungsverhalten von Kindern nachhaltig verbessert.
Quellen
Blecher, E.
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Zitat S. 11: "This paper has attempted to estimate crosscountry demand models to quantify the impact of limited and comprehensive advertising bans on consumption controlling for changing prices and incomes. The static models show that comprehensive bans have a significant negative impact on consumption in that the imposition of a comprehensive ban results in a 6.7% decline in per capita consumption. It also indicates that limited bans have no significant impact on consumption. "
U.S. National Cancer Institute and World Health Organization. National Cancer Institute Tobacco Control Monograph 21. NIH Publication No. 16-CA-8029A. Chapter 7.
Saffer, H., & Chaloupka, F.
Journal of Health Economics
,
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(6), 1117–1137.
Thomas, C., Breeze, P., Cummins, S., Cornelsen, L., Yau, A., & Brennan, A..
International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity
,
19
(1), 93.
NL Times
. (o. J.). Abgerufen 9. März 2025
im Auftrag von Greenpeace e.V., erstellt von Rechtsanwalt Dr. Ulrich Wollenteit, Rechtsanwälte Günther - Partnerschaft, Hamburg.
Höhe der Werbeausgaben: S. 28
Erforderlichkeit der Maßnahme: S. 33 f.
Aufwand teilweiser Werbeverbote: S. 32
Castro-Santa, Drews, Van den Bergh. S. 9
Drucksache 19/27885. Antwort der Bundesregierung.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Abgerufen 9. März 2025.
Eigene Überlegungen.
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (
DEGAM)
. Abgerufen 9. März 2025.
GOV.UK. Department of Health and Social Care, NHS England and The Rt Hon Wes Streeting MP. Abgerufen 9. März 2025
Zuständige Bundesminister:innen
Bundestagsabgeordnete aus den zuständigen Ausschüssen