Die Maßnahme fordert ein EU-Gesetz, um den Abbau und die Nutzung von Torf zu reduzieren. Für die Energiegewinnung, den Bereich Hygiene und die Tierhaltung soll die Nutzung von Torf sofort verboten werden. Für alle anderen Bereiche, z. B. privater und gewerblicher Gartenbau und Landwirtschaft, muss ein schrittweises Verbot realisiert werden.
Torf hat viele besondere Eigenschaften und wird deswegen vielfältig eingesetzt. Deswegen ist ein freiwilliger Verzicht, auf den die Bundesregierung bisher setzt, unwahrscheinlich. Außerdem entstehen, im Vergleich zu anderen Moornutzungen, durch den Abbau und die Verwendung von Torf die höchsten Emissionen pro Hektar, weil der Kohlenstoff bei der Nutzung von Torf besonders schnell freigesetzt wird.1 Werden Moore entsprechend geschützt, kann Torf viel CO2 speichern. In Deutschland enthält eine 15 Zentimeter dicke Torfschicht eines intakten Moors in etwa gleich viel Kohlenstoff wie ein 100-jähriger Wald – jeweils auf die gleiche Fläche gerechnet.
Torf besteht aus abgestorbenem Pflanzenmaterial, das in feuchten Moorböden unter Ausschluss von Sauerstoff, konserviert wurde. Torf wird aus trockengelegten (und in kleinen Mengen auch aus intakten Mooren) gewonnen.
Quelle: Heinrich Böll Stiftung (2023)
Über Jahrhunderte hinweg wurde Torf größtenteils als Brennmaterial für die Energiegewinnung abgebaut. Auch heute noch wird Torf dafür genutzt, vor allem in Finnland, Irland und Belarus. Hinzu gekommen ist die Nutzung als Substratmaterial im Gartenbau, denn Torf fördert ein effizientes Pflanzenwachstum. In der Hygiene wird Torf wegen seiner hohen Saugkraft und Wasserspeicherkapazität in Windeln verwendet. In Moorbädern und Moorpackungen wird er wegen seiner antibakteriellen und entzündungshemmenden Wirkung eingesetzt. In der Landwirtschaft wird er genutzt, um Böden zu verbessern, aufzulockern und mit Humus anzureichern, und zur Einstreu in der Tierhaltung. In der Industrie dient Torf als Rohstoff zur Herstellung von Aktivkohle, die als Bindemittel eingesetzt werden kann; als Isoliermaterial wegen der hohen Luftspeicherkapazität; für die Textilherstellung aus Torffasern und als Geschmacksgeber z. B. für Whisky.
Quelle: Heinrich Böll Stiftung (2023)
Der kommerzielle Abbau und Verbrauch von Torf beträgt jedes Jahr zirka 24 Mio t weltweit. 83 % davon, also der Großteil, entfallen auf Europa. Das entspricht 21,4 Mio t CO2e pro Jahr, etwa ein Sechstel der Gesamtemissionen aus Moorböden in der EU.
Quelle: Heinrich Böll Stiftung (2023)
Großbritannien erließ 2022 ein schrittweises Verbot für alle Torfprodukte im Gartenbereich mit einer Übergangsfrist von zwei, vier und acht Jahren. Irland möchte den Abbau und die Verwendung von Torf als Energieträger bis 2030 beenden. Finnland, der aktuell größte Verbraucher von Torfenergie in der EU, möchte die Nutzung bis 2029 um 50 % reduzieren. Aufgrund der veränderten geopolitischen Lage seit Beginn des russischen Krieges haben finnische Konzerne jedoch angekündigt, den Abbau von Torf wieder aufzunehmen.
Quelle: Office of the Internal Market. Part of the Competition and Markets Authority (2023)
Rechtliche Grundlage
Ein entsprechendes Gesetz könnte in das gerade verabschiedete Nature-Restauration-Law eingebettet werden.
Ausführliche Maßnahmenbeschreibung
Um Moore zu schützen und THG-Emissionen zu reduzieren, muss der Abbau und die Nutzung von Torf zeitnah reduziert und schließlich ganz gestoppt werden. In Bereichen, in denen es bereits Alternativen gibt oder in denen Torf verzichtbar ist, braucht es einen sofortigen Stopp. Das sind v. a. der Energie-Sektor – hier stehen Erneuerbare zur Verfügung – sowie in geringeren Mengen die Sektoren Hygiene und Tierhaltung.1
In allen anderen Bereichen kann sich der Umstieg als schwieriger gestalten, weswegen hier ein schrittweises Verbot sinnvoll ist. Gleichzeitig sollte die Erforschung der Kultivierung von Torfmoos als nachhaltige Alternative vorangetrieben werden, genauso wie die Förderung und Vermarktung anderer Ersatzprodukte.
Für das schrittweise Verbot liegt die Übergangsfrist bei spätestens 2030. Verschiedene Produkte sollten jedoch auch schon früher verboten werden. GermanZero orientiert sich hier an der Argumentation des britischen Umweltministeriums, dass ein schrittweises Verbot für torfhaltige Produkte im Gartenbereich verabschiedet und bereits evaluiert hat.3 4 Zudem muss der Zugang zu Torfprodukten aus dem nicht-europäischen Raum untersagt werden, um Verlagerungseffekte zu vermeiden.
Alternativ, oder bis zur Realisierung des EU-Gesetzes, kann Deutschland eigenständig entsprechende Maßnahmen realisieren. Denn zumindest bei den torfbasierten Substraten gelten Deutschland und die Niederlande als größte Hersteller und Endverbraucher. Deutschland baut jährlich ca. 6,5 Mio Kubikmeter Torf ab. Doch das deckt nicht den jährlichen Bedarf von geschätzten neun Mio Kubikmetern. Deswegen wird zusätzlicher Torf aus dem Baltikum importiert.1 5
In Deutschland kann die Maßnahme gesetzlich verankert werden. Der Klimaschutzplan, die Moorschutzstrategie und die Torfminderungsstrategie stellen die Grundlagen zur Integration des Torfverbots auf Bundesebene dar. Geplant ist in Deutschland eine weitgehende Reduzierung der Torfnutzung im Erwerbsgartenbau bis 2030 und die Beendigung im Hobbybereich bis 2026.6 Der Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung verfolgt verschiedene Maßnahmen: Die Reduzierung von Torf im Hobbygartenbau sowie im Garten- und Landschaftsbau durch Fachinformationen und Informationsmaßnahmen; Vorgaben zur Verwendung von Ersatzstoffen in Vergaberichtlinien für öffentliche Aufträge im Garten- und Landschaftsbau; und das BMEL unterstützt Forschungsvorhaben zu Torfersatzstoffen.7
Diese Vorhaben beruhen jedoch überwiegend auf Freiwilligkeit und auf Informationsmaßnahmen zu den Klimakonsequenzen durch Torf und alternativen Produkten. Dies erscheint unzureichend, um den Abbau und die Nutzung von Torf schnell und drastisch zu reduzieren.
Hintergrund
In Europa konzentriert sich der Abbau von Torf für Substrate auf das Baltikum, Deutschland, Skandinavien und Irland. Torfsubstrate werden in der Garten- und Pflanzenpflege verwendet.
Quelle: Heinrich Böll Stiftung (2023)
Potentiale
Durch das Verbot des Abbaus von Torf und seiner Nutzung wird das empfindliche Ökosystem der Moore nicht weiter belastet. Das bedeutet, dass neben der CO2-Speicherung auch andere wichtige Ökosystemdienstleistungen geschützt werden, darunter Biodiversität, Wasserhaushalt und -filterung sowie Migrationskorridore für Vögel.
Quelle: Heinrich Böll Stiftung (2023)
Risiken
Torf erfüllt durch seine Beschaffenheit eine wichtige Rolle im Gartenbau. Es gibt zwar verschiedene Alternativen, aber in ihrer Menge decken sie noch nicht den Bedarf des Gartenbaus. Die Torfmooskultivierung, also der industrielle Anbau von Torfmoosen zur Herstellung von Torf, ist zwar vielversprechend, aber deckt bisher nur einen Bruchteil des Bedarfs wegen der Hohen Herstellungskosten. Deswegen ist ein schrittweises Verbot sinnvoll. In der Zwischenzeit muss die Erforschung und Produktion von Alternativen vorangetrieben werden. Rinde, Kompost, Nadelholz und Kokosprodukte können als Ersatzprodukte dienen.
Das Vereinigte Königreich hat 2022 ein schrittweises Verbot für den Verkauf von Moorprodukten gestartet, die auf den Action Plan von 2021 zurückgehen. Zunächst wurde der Verkauf von Produkten für Hobbygärtner:innen gestoppt (bis 2024), dann schrittweise auch Produkte im professionellen Gartenbau (bis 2028). Ab 2030 werden alle torfhaltigen Gartenprodukte verboten. Eine erste Evaluation der ökonomischen Auswirkungen im Jahr 2024 zeigt bisher keine Einbußen des Binnenmarktes für Gartenbauunternehmen in den ersten zwei Jahren nach Gesetzeserlass. Dieses Verbot ging auf eine Befragung der Öffentlichkeit zurück, die sich mit großer Mehrheit für ein Verbot aussprach.
Quellen
Im Landkreis Diepholz in Niedersachsen wird seit 2020 erfolgreich die klimaschonende Produktion von Torfmoosen (Sphagnumfarm) auf wiedervernässtem Hochmoorgrünland erprobt. Dieses sogenannte „Sphagnum Farming“ bietet der Landwirtschaft auf Hochmooren eine nachhaltige Zukunft. In diesem Anbau wird Torf nachhaltig und umweltschonend hergestellt.
Torfabbau und Klimakrise: Ein fossiler Rohstoff aus dem Moor
Report on the impact of a proposed ban of the sale of horticultural peat in England on the effective operation of the UK Internal Market
UK Government confirms total ban on all peat-based gardening products will not be implemented until 2030
Moore und Klimawandel. Moore sind unverzichtbare Kohlenstofflager und -speicher
Torffrei gärtnern, Klima schützen: Die Torfminderungsstrategie des BMEL
Torfverwendung reduzieren - Klima schützen
Research and analysis: Annual report on the operation of the UK internal market 2023 to 2024
Potenzial der Torfmooskultivierung auf Schwarztorf für den Klimaschutz
Zuständige Bundesminister:innen
Bundestagsabgeordnete aus den zuständigen Ausschüssen
Herr Harald Ebner
Vorsitzender Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Astrid Damerow
Obfrau Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Jürgen Kretz
Obmann Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Judith Skudelny
Obfrau Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Carsten Träger
Obmann Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Muhanad Al-Halak
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Jakob Blankenburg
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Inaki Axel Echeverria Stefanski
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Alexander Engelhard
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Tessa Ganserer
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Prof. Dr. Armin Grau
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Nils Gründer
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Oliver Grundmann
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Ulrike Harzer
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Linda Heitmann
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Nadine Heselhaus
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Christian Hirte
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Olaf in der Beek
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Anja Karliczek
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Dr. Franziska Kersten
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Helmut Kleebank
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Dunja Kreiser
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Klaus Mack
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Dr. Astrid Mannes
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Amira Mohamed Ali
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Daniel Rinkert
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Tabea Rößner
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Daniel Schneider
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Dr. Lina Seitzl
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Björn Simon
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Michael Thews
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Dr. Anja Weisgerber
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Das Vereinigte Königreich hat 2022 ein schrittweises Verbot für den Verkauf von Moorprodukten gestartet, die auf den Action Plan von 2021 zurückgehen. Zunächst wurde der Verkauf von Produkten für Hobbygärtner:innen gestoppt (bis 2024), dann schrittweise auch Produkte im professionellen Gartenbau (bis 2028). Ab 2030 werden alle torfhaltigen Gartenprodukte verboten. Eine erste Evaluation der ökonomischen Auswirkungen im Jahr 2024 zeigt bisher keine Einbußen des Binnenmarktes für Gartenbauunternehmen in den ersten zwei Jahren nach Gesetzeserlass. Dieses Verbot ging auf eine Befragung der Öffentlichkeit zurück, die sich mit großer Mehrheit für ein Verbot aussprach.
Quellen
Im Landkreis Diepholz in Niedersachsen wird seit 2020 erfolgreich die klimaschonende Produktion von Torfmoosen (Sphagnumfarm) auf wiedervernässtem Hochmoorgrünland erprobt. Dieses sogenannte „Sphagnum Farming“ bietet der Landwirtschaft auf Hochmooren eine nachhaltige Zukunft. In diesem Anbau wird Torf nachhaltig und umweltschonend hergestellt.
Torfabbau und Klimakrise: Ein fossiler Rohstoff aus dem Moor
Report on the impact of a proposed ban of the sale of horticultural peat in England on the effective operation of the UK Internal Market
UK Government confirms total ban on all peat-based gardening products will not be implemented until 2030
Moore und Klimawandel. Moore sind unverzichtbare Kohlenstofflager und -speicher
Torffrei gärtnern, Klima schützen: Die Torfminderungsstrategie des BMEL
Torfverwendung reduzieren - Klima schützen
Research and analysis: Annual report on the operation of the UK internal market 2023 to 2024
Potenzial der Torfmooskultivierung auf Schwarztorf für den Klimaschutz
Zuständige Bundesminister:innen
Bundestagsabgeordnete aus den zuständigen Ausschüssen