Entwässerte Moore verursachen 7 % der jährlichen deutschen Treibhausgas-Emissionen (Umweltbundesamt). Sie setzen große Mengen CO2 und Lachgas (N20) frei, da der entwässerte Torfboden mit Sauerstoff in Kontakt kommt und sich zersetzt 5.
Die Maßnahme fordert, den Wasserspiegel in möglichst allen trockengelegten Mooren gezielt wieder anzuheben. Ideal ist dabei ein Wasserstand um die 10 cm unterhalb der Bodenoberfläche.
Deutschland verfügt heute noch über 1,28 Millionen Hektar Moorflächen (3,6 % der Landesfläche), von denen über 95 % entwässert sind und hauptsächlich land- und forstwirtschaftlich genutzt werden 5. Diese Flächen setzen kontinuierlich CO₂ frei, da die im Torf gespeicherte Biomasse immer weiter zersetzt wird. Je tiefer das Grundwasser steht, desto höher sind die Emissionen, und das quasi unabhängig von der Nutzungsform und anderen Faktoren 6. Nur eine Anhebung des Wasserspiegels kann diesen Prozess stoppen und die Emissionen reduzieren. Langfristig können die Moore dann wieder zu Treibhausgas-Senken werden.
Seit dem 18. Jahrhundert wurden 95 % der deutschen Moore trockengelegt, hauptsächlich für die Landwirtschaft (72 % der Fläche), gefolgt von Forstwirtschaft (14 %), Infrastruktur (7 %) und Torfabbau (1,5 %) [Quelle 9]. 77 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche werden für Grünfutter- und Ackerfutteranbau für die Milchviehhaltung genutzt [Quelle 8]. Wiedervernässung dieser Flächen bietet ein weit größeres Einsparpotential als der Schutz der ca. 4 % verbliebenen intakten Moore, die meist sowieso bereits unter Naturschutz stehen.
Eine Erhöhung des Wasserspiegels um die Hälfte der aktuellen Tiefe (z. B. von 90 auf 45 cm im Ackerbau oder von 60 auf 30 cm im Grünland) kann bereits 63 % der Emissionsreduktion einer optimalen Wiedervernässung erzielen.
Quelle: Overriding water table control on managed peatland greenhouse gas emissions (2021)
Moore konnten das Weltklima in den letzten 10.000 Jahren um etwa 0,6 Grad Celsius kühlen.
Ausführliche Maßnahmenbeschreibung
Zur Wiedervernässung trockengelegter Moore muss die Entwässerungsinfrastruktur (Gräben, Drainagerohre) abgebaut oder verfüllt werden, damit das Wasser nicht mehr aus der Moorfläche abgeleitet wird. Je nach Moortyp sind weitere Maßnahmen notwendig, etwa der Bau eines Damms oder die Umleitung eines Baches. Dies muss für jedes Moor individuell geprüft werden.
Mit diesen Maßnahmen ist es in vielen Fällen möglich, den Wasserstand in Mooren wieder so anzuheben, dass kein weiterer Torf zersetzt wird und das Moor im besten Fall wieder wachsen und somit wieder zur CO2-Senke werden kann. Der Wasserspiegel sollte dabei bei ca. 10 cm unter der Bodenoberfläche liegen (dies entspricht in etwa dem Wasserspiegel eines nicht entwässerten Moores), da sonst die Methan-Emissionen stark ansteigen 6. Auch wenn dieser Wasserspiegel z. B. aufgrund fehlender Wasserverfügbarkeit nicht erreicht werden kann, hat eine Anhebung des Wasserspiegels einen positiven Effekt: Bereits die Erhöhung um die Hälfte der aktuellen Wassertiefe (im Ackerbau z. B. von typischerweise 90 auf 45 cm bzw. im Grünland von typischerweise 60 auf 30 cm) kann bereits 63 % der Emissionsreduktion einer optimalen Wiedervernässung erzielen 6. Der Erfolg einer Wiedervernässung hängtzudem von weiteren Faktoren ab, z. B. den geologischen Gegebenheiten, bestehenden Vegetationsformen und der Nährstoffzusammensetzung 4.
Herausforderungen der Umsetzung
In der Praxis ist die Wiedervernässung von Mooren aufgrund der naturwissenschaftlichen, aber auch aktuellen gesellschaftlichen und juristischen Gegebenheiten meist sehr komplex. So ist Wiedervernässung nur in hydrologischen Einheiten (also meist großen Flächen) möglich, nicht auf einzelnen Parzellen oder Flurstücken 2. Diese Flächen werden in der Regel land- und forstwirtschaftlich genutzt, sodass die Bewirtschafter je nach Maß der Betroffenheit ihren kompletten Betrieb umstellen müssen, da die bisherige Nutzung nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Zudem erfahren Eigentümer von land- oder forstwirtschaftlichen Flächen durch die Wiedervernässung ggf. einen Wertverlust ihres Grundstücks. Aufgrund des hohen Umstellungsaufwands, der aktuell größtenteils fehlenden Vermarktungsmöglichkeiten für Produkte aus nasser Moorbewirtschaftung (Paludikultur) sowie der Komplexität von Wiedervernässungsprojekten gibt es in Deutschland bisher wenig flächenhaften Erfolg bei der Moorwiedervernässung.
Hintergrund
Ein häufig genanntes Gegenargument gegen die Wiedervernässung ist, dass nasse Moore natürlicherweise Methan (CH₄) emittieren und dadurch den Klimanutzen der Maßnahme schmälern könnten. Tatsächlich entstehen in intakten Mooren durch anaerobe Abbauprozesse Methanemissionen. Diese fallen jedoch deutlich geringer aus als die CO₂- und Lachgas-Emissionen entwässerter Moore7,5. Um hohe Methanemissionen zu vermeiden, bedarf es einer gründlichen Planung bei der Wiedervernässung. Insbesondere sollte vermieden werden, dass die Moorfläche bis zur Bodenoberfläche oder sogar darüber geflutet wird. Es sollte außerdem vor der Wiedervernässung die Vegetation und die oberste Bodenschicht entfernt werden, um die Menge an Biomasse und Nährstoffen zu reduzieren. Sobald sich wieder eine Moor-typische Vegetation gebildet hat, gehen die Emissionen wieder auf das Niveau eines intakten Moores zurück.
Potentiale
Die Wiedervernässung von Mooren kann positive Effekte für die Landwirtschaft bringen, insbesondere durch eine höhere Wasserverfügbarkeit der umliegenden Flächen. Das wird in dürregefährdeten Regionen zunehmend wichtig.
Intensive Nutzung von entwässerten Mooren sorgt über die Zeit für starke Sackungen des Geländes, sodass regelmäßig Maßnahmen ergriffen werden müssen, um das Gelände noch weiter zu entwässern ("Teufelskreis der Moorbodennutzung"). Dies ist einerseits mit Kosten verbunden, sorgt aber auch für Schäden an Infrastruktur und Gebäuden. Ein Stopp der weiteren Entwässerung bzw. eine Umkehr in Richtung Wiedervernässung vermeidet weitere Bodensackungen.
Durch den steigenden Meeresspiegel kann es in Zukunft deutlich teurer und aufwändiger werden, Moore in Küstengebieten weiterhin entwässert zu halten. Die Wiedervernässung, wenn auch erst einmal kostspielig, kann diese Kosten langfristig senken und die teure Instandhaltung von Entwässerungssystemen entfällt.
Risiken
Durch die Wiedervernässung von Mooren geht die Nutzung dieser Flächen für die Lebensmittelproduktion zurück. Nach der Vernässung sind sie hauptsächlich für den Anbau von Biomasse-Produkten geeignet.
Allerdings machen Moorflächen deutschland- und EU-weit nur einen kleinen Teil der landwirtschaftlichen Fläche aus (7 % in Deutschland). Ihr Beitrag zur Lebensmittelsicherheit ist daher vergleichsweise gering. Zudem werden entwässerte Moorböden überwiegend für die Futterproduktion in der Intensiv-Milchviehhaltung genutzt 8 – ein Bereich, der im Sinne des Klimaschutzes ohnehin reduziert werden sollte.
Die Fortführung der aktuellen Moorbewirtschaftung verursacht zudem hohe gesamtgesellschaftliche Kosten. Die Klimafolgekosten durch entwässerte Moore in Deutschland belaufen sich auf 7,2 Milliarden Euro pro Jahr, fast so viel wie die gesamte Nettowertschöpfung der deutschen Landwirtschaft im Jahr 2021 (8,1 Milliarden Euro). Zusätzlich fließen weiterhin Subventionen aus der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) in die landwirtschaftliche Nutzung entwässerter Moorböden 2.
Eine Möglichkeit, wiedervernässte Flächen weiterhin für die Lebensmittelproduktion zu nutzen, ist die Haltung von Wasserbüffeln. Diese sind an feuchte Standorte angepasst und können auf nassen Wiesen wirtschaftlich gehalten werden. Damit bieten sie eine nachhaltige Alternative zur Intensiv-Milchviehhaltung.
Teilmaßnahmen
Bonn et al.
Couwenberg & Jurasinski (Greifswald Moor Centrum)
Darusman, T., Murdiyarso, D., Impron et al.
Dewitz, I. (Ed.). Heinrich-Böll-Stiftung (Herausgeber)
Günther, A., Barthelmes, A., Huth, V. et al.
Joosten, H., Tanneberger, F. & Moen, A. (Hrsg.)
Zitiert in Greifswald Moor Centrum Moorwissen: Moore in Deutschland
https://www.moorwissen.de/moore-in-deutschland.html
(Originalartikel bzw. Buch ist kostenpflichtig)
Zuständige Bundesminister:innen
Bundestagsabgeordnete aus den zuständigen Ausschüssen
Herr Harald Ebner
Vorsitzender Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Astrid Damerow
Obfrau Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Jürgen Kretz
Obmann Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Judith Skudelny
Obfrau Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Carsten Träger
Obmann Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Muhanad Al-Halak
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Jakob Blankenburg
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Inaki Axel Echeverria Stefanski
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Alexander Engelhard
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Tessa Ganserer
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Prof. Dr. Armin Grau
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Nils Gründer
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Oliver Grundmann
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Ulrike Harzer
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Linda Heitmann
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Nadine Heselhaus
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Christian Hirte
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Olaf in der Beek
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Anja Karliczek
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Dr. Franziska Kersten
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Helmut Kleebank
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Dunja Kreiser
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Klaus Mack
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Dr. Astrid Mannes
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Amira Mohamed Ali
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Daniel Rinkert
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Tabea Rößner
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Daniel Schneider
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Dr. Lina Seitzl
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Björn Simon
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Herr Michael Thews
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Frau Dr. Anja Weisgerber
Mitglied Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Bonn et al.
Couwenberg & Jurasinski (Greifswald Moor Centrum)
Darusman, T., Murdiyarso, D., Impron et al.
Dewitz, I. (Ed.). Heinrich-Böll-Stiftung (Herausgeber)
Günther, A., Barthelmes, A., Huth, V. et al.
Joosten, H., Tanneberger, F. & Moen, A. (Hrsg.)
Zitiert in Greifswald Moor Centrum Moorwissen: Moore in Deutschland
https://www.moorwissen.de/moore-in-deutschland.html
(Originalartikel bzw. Buch ist kostenpflichtig)
Zuständige Bundesminister:innen
Bundestagsabgeordnete aus den zuständigen Ausschüssen